Musiktheater
Teatro Piccolo Arsenale Venedig / 6.10.2017
Das Musiktheater-Projekt „Orpheus Moments“ beschäftigt sich mit dem Einbruch der Realität in die künstlich-fiktionale Welt des Theaters und dessen Konsequenzen. Als künstlerisches Resultat entsteht ein spielerisch-komisches Stück, welches das Publikum mit einem ungewohnten Blick auf die Möglichkeiten einer Performance unterhalten und herausfordern soll. Dabei wird sowohl mit traditionellen Formen der Oper als auch mit der Situation des dekonstruierten Theaters gearbeitet. Die Wechsel von einem Kontext zum anderen werden allerdings so fließend gestaltet, dass sie wie zwei Seiten derselben Sache wirken: nämlich der Wahrnehmung der Welt und dem Wunsch zu verstehen, was wahr ist. Im Handlungsverlauf bricht die Realität in Form eines Unfalls des Hauptdarstellers ein. Er stolpert, fällt und verletzt sich bei der letzten Probe vor der Premiere, die eigentlich eine Neuinterpretation des altbekannten Orpheus-Mythos hätte darstellen sollen. Nun aber wird der Moment des Unfalls unter das musiktheatrale Mikroskop gehalten: die gedehnte subjektive Zeitwahrnehmung der Opernsänger*innen in diesem einen Augenblick wird nach außen gestülpt und auf die kollektive Zeitwahrnehmung der Zuschauer übertragen. Im Laufe dieses „Re-Enactments“, das den unachtsamen Moment des Fehlers und des Scheiterns in ein erfolgreiches neues Kunstwerk verwandeln soll, erfahren wir in einem großen musikalischen Ensemble, was Eurydike und Orpheus (bzw. die Sängerin und der Sänger) denken und wahrnehmen. Auch der Komponist und der Bühnentechniker kommen in Gestalt weiterer Rollen zu Wort.
Mit: Friederike Blum, Jakob Boeckh, Pablo Bottinelli, Ole Hübner, Timotheus Maas, Julia Mihály, Michael Taylor, Tassilo Tesche
Ex Novo Ensemble | Musikalische Leitung Filippo Perocco
Produktion für das 61. Internationalen Festivals für zeitgenössische Musik der Biennale di Venezia (Biennale Musica – College)
Fotos Lucia Menegazzo und A. Avezzu (Courtesy La Biennale di Venezia)